Erkennen von Gewalt an Pflegebedürftigen: Gemeinsame Verantwortung und Lösungen

03.02.2025

Gruppenfoto der Teilnehmer/-innen des Ersten Fachtags Gewaltfreie Pflege in Berlin.
Auf dem Podium des Fachtags wurden Lösungsansätze für Berliner Krankenhäuser und Pflege- und Beratungseinrichtungen diskutiert.

Am 29. Januar fand der erste Fachtag des Netzwerks Gewaltfreie Pflege im Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin-Lichtenberg statt. Im Mittelpunkt des ersten Fachtags stehen die Potenziale der Berliner Krankenhäuser als wichtige Schnittstelle beim Erkennen von Gewalt an Pflegebedürftigen und der Bedeutung, Gewaltspiralen zu durchbrechen.

„Wohin mit dem schlechten Bauchgefühl?“, fragen sich Mitarbeitende in Notaufnahmen der Berliner Krankenhäuser, wenn sie von Gewalt betroffene Pflegebedürftige vermuten. Wie können Mitarbeitende von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen dazu beitragen, Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen besser zu erkennen und zu verfolgen? Wie können gewaltbetroffene Personen besser unterstützt werden? Diese Fragen wurden auf dem Ersten Fachtag des Netzwerks Gewaltfreie Pflege umfassend diskutiert. Das 2021 gegründete Netzwerk ist ein Zusammenschluss von mittlerweile 30 Berliner Institutionen aus den Bereichen Gesundheit, Pflege und Strafverfolgung. Es setzt sich für die Prävention und Verfolgung von Gewalt in der Pflege ein.

Auf dem Podium erörterte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, gemeinsam mit Silke Gebel, MdA, Ausschussvorsitzende Gesundheit und Pflege des Abgeordnetenhauses, Ralf Benzin, Kriminalhauptkommissar des Landeskriminalamtes Berlin, Mara Rick, Projektleiterin der Beratungsstelle „Pflege in Not“ und Cindy Stoklossa, Leiterin des Sozialdienstes der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Lösungsansätze für Berliner Krankenhäuser und Pflege- und Beratungseinrichtungen, aber auch notwendige Rahmenbedingungen als politische Aufgabe.

Krankenhäuser spielen eine entscheidende Rolle dabei, Gewalt an Pflegebedürftigen zu erkennen und Gewaltspiralen zu durchbrechen. BKG-Geschäftsführer Marc Schreiner betonte aber: „Die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern benötigen einen Handlungsleitfaden, der sie dabei unterstützt, Gewalt zu erkennen und sichere Entscheidungen zu treffen.  Das umfasst neben Handlungsempfehlungen auch Rückendeckung durch stabile Netzwerke und klare Strukturen.“

Gewalt an Schutzbefohlenen als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Berliner Krankenhäuser sind für Menschen in Notlagen häufig die erste Anlaufstelle. Dabei arbeiten die Kliniken derzeit bereits an oder sogar über ihrer Belastungsgrenze. Die Krankenhausreform mit unklaren Veränderungen in der Krankenhauslandschaft und die dramatische wirtschaftliche Lage, in der sich viele Krankenhäuser befinden, verschärfen die Situation. Dazu kommen Personalmangel und ein bürokratischer Aufwand, der immer weniger Zeit für die direkte Patientenversorgung lässt. „Krankenhäuser helfen – aber um weiterhin wirksam helfen zu können, brauchen sie wirtschaftliche Unterstützung, mehr Personal, weniger Bürokratie und mehr Zeit, denn Krankenhäuser müssen ihren medizinischen Versorgungsauftrag weiterhin erfüllen können. Probleme wie Gewalt an Schutzbefohlen müssen gesamtgesellschaftlich gelöst werden“, so Marc Schreiner.

Damit aus dem „schlechten Bauchgefühl“ klare Handlungen abgeleitet werden können und um die Gewaltspirale im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt zu durchbrechen, sind klare politische und strukturelle Rahmenbedingungen nötig.