Berlin, 26. Februar 2020. Eine Studie im Auftrag der Berliner Krankenhausgesellschaft zeigt, dass allein in Berlin bis 2030 zusätzliche 10.000 Pflegekräfte gewonnen werden müssen. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind auf ausreichend viele und zufriedene Beschäftigte angewiesen. Deshalb starten sie mit #PflegeJetztBerlin www.pflegejetztberlin.de eine breit angelegte Aktion zur Gewinnung und zum Verbleib von Pflegekräften. Die Initiative der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG) wird konkrete Maßnahmen umsetzen.
„Pflege muss sichtbarer, wirksamer und politischer werden. Schlüssige Konzepte und Fachkenntnis für den Blick nach vorne sind erforderlich. Die bisherigen Maßnahmen werden nicht ausreichen, um weiter für qualitativ hochwertige und patientengerechte Abläufe in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu sorgen. Pflege muss zur starken Zukunftsbranche werden“, so Brit Ismer, Vorsitzende der BKG.
Laut der Studie „Situation und Entwicklung der Pflege in Berlin bis 2030“ des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) benötigt die stationäre Pflege einen zusätzlichen Zuwachs von rund 2.000, die Kliniken und die ambulante Pflege je rund 4.000 Vollzeitkräfte. Selbst bei Fortschreibung des bisherigen Trendanstiegs von Vollzeitkräften könnte der Mehrbedarf nur zur Hälfte gedeckt werden. Bei einer verbesserten Personalbesetzung durch erhöhte Personalschlüssel liegt der Mehrbedarf über alle drei Leistungsbereiche sogar bei 16.000 Vollkräften bis 2030. Die Ergebnisse zeigen, dass diese verbesserten Personalschlüssel nicht mit einer Verstetigung und Verstärkung bisheriger Maßnahmen erreicht werden können. In allen drei Leistungsbereichen sind weitere Interventionen erforderlich, die deutlich über die bisherigen Maßnahmen hinausgehen.
„Die Deckung des Pflegepersonalbedarfs stellt eine zentrale Herausforderung in der Gesundheitsversorgung dar. Die Stellenbesetzungsprobleme nehmen seit einigen Jahren dramatisch zu. Steigerungen der Personalzahlen sind nur zu erreichen, wenn Handlungsmaßnahmen rechtzeitig, gezielt und umfassend umgesetzt werden. Alle Partner sind in der Pflicht zu handeln“, so Dr. Karl Blum, Vorstand des DKI.
Der demografische Wandel hat große Auswirkungen und erfordert neue Aufgabenteilungen. Im Pflegebereich wird er unweigerlich und kontinuierlich zur Erweiterung von Kompetenzen und neuen beruflichen Perspektiven führen. Für Krankenhäuser wird es darüber hinaus immer wichtiger, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Die Familienphasen mit Kindern aber auch Betreuung von Angehörigen müssen stärker in den Blick rücken. Dabei sind neue und vor allem flexible Konzepte gefragt. Auch die langjährige Pflegekraft im Alltag muss Perspektiven für einen lebenslangen Verbleib in der Pflege gewinnen können. Das heißt, auch Personalentwicklungskonzepte müssen an der Demographie orientiert sein.
Komplexe wirtschaftliche, gesetzgeberische und politische Verhältnisse prägen den Pflegesektor. Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Verbände stehen mit Pflege immer stärker im Blickpunkt der Politik und der Öffentlichkeit. Daher benötigen sie überzeugende Standpunkte, klare Botschaften, politischen und gesellschaftlichen Einfluss, sowie ein strategisches Herangehen.
„Wir sehen, dass Patienten und Pflegebedürftige aufgrund von Personalmangel abgelehnt werden, wir hören, dass es Engpässe gibt und wissen, dass die Untergrenzen kontraproduktiv sind, Betten von der Versorgung abgemeldet werden, die Leiharbeitsquote und die Zahl der unbesetzten Pflegestellen weiter massiv steigt. Wir wissen also, wo die Probleme liegen. Nun müssen konkrete Maßnahmen folgen. Dazu haben wir einen 10-Punkte-Plan entwickelt. Mit #PflegeJetztBerlin wollen wir genau ermitteln, welche Strategien zur Bekämpfung des Pflegenotstandes die effektivsten sind“, so Marc Schreiner, Geschäftsführer der BKG.
Die Aktion #PflegeJetztBerlin beginnt mit der Auftaktveranstaltung am 27. Februar 2020, die vom Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, Staatssekretär Andreas Westerfellhaus eröffnet wird. Die Studie „Situation und Entwicklung der Pflege in Berlin bis 2030“ wird ebenfalls am 27. Februar 2020 auf www.pflegejetztberlin.de veröffentlicht und kann vorab angefordert werden.